Gipsapostolisches
Pfarrer Johann Friedrich Mayer
(1719-1798) wirkte 53 Jahre lang als Pfarrer und Pionier dr Landwirtschaft in Kupferzell. Die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Hohenlohe Bevölkerung war das Ziel seines Bemühens. 37 Bücher verfasste der „Gipsapostel „J. F. Mayer im Laufe seines Lebens.
Die folgenden Cartoons beziehen sich mit Augenzwinkern auf diese herausragende Kupferzeller Persönlichkeit und seine (heutigen) Zeitgenossen.
01 Der „Gipsapostel“
Durch Beobachtung von Feldern entdeckte Pfarrer Mayer die Wirkung von Gips auf das Wachstum von Pflanzen (Wiesen, Klee, Hülsenfrüchte). Der „Gipsapostel“ empfahl den Bauern die Düngung ihrer Äcker und Felder mit Gips, Kompost, Stallmist, Gülle und Straßenschmutz.
Die Schullehrer
Die Bildung der Landbevölkerung war für J. F. Mayer ein wichtiger Punkt zur Verbesserung der Lebensverhältnisse. Mayer beanstandete, dass in einer Schulstube von 5×7 m 170 Kinder hineingestopft wurden und wünschte sich 2 Lehrer und 2 Schulstuben. Neben Lesen, Schreiben und Rechnen plädierte er für die Fächer Christentum und Naturlehre.
Das Cartoon bezieht sich auf die Tatsache, dass früher die Lehrer oft zu Ruhe gesetzte Soldaten ohne Ausbildung waren, welche Methoden des Militärs in ihren Schulstuben anwandten.
03 „Brache“ ade
Der Bauer und Pfarrer J. F. Mayer brachte neue Pflanzen nach Hohenlohe. Auf seinen Feldern baute er die Kleesorten Luzerne und Esparsette sowie die Futterrüben (Angersen, „Ranschä“) an. Die Samen ließ er sich aus dem Ausland zuschicken. Die neuen Pflanzen wurden auf den „Brachfeldern“ angebaut und dienten der Fütterung des in Ställen gehaltenen Viehs.
Zur Esparsette: Diese Kleeart wurde 1730 bereits von Pfarrer Wild in Dörrenzimmern (heute Stadt Ingelfingen) eingeführt. Sie gedeiht offenbar auf kargen Böden. Mayer war also nicht der erste Kleepropagandist in Hohenlohe.
Eine Devise Mayers war: Vormachen ist besser als vorschreiben!
04 Siamesischen Zwillinge
Pfarrer Mayer machte 1772 im Kupferzeller Tauf-, Heirats- und Sterberegister folgende Eintragung:
„Zwillinge, Zwey zusammen gewachsene Töchterlein, welche beede die H. Taufe empfingen, Kinder Georg Adam Hohlachs Hirts in Kupferzell, starben den 21. Jan., wurden darauf secirt und den 28. ejust. beerdigt, alt: 1 stunde.“
05 „Bodenverbesserung“
J. F. Mayer empfahl den Bauern auf den Äckern einen Fruchtfolgenwechsel und Maßnahmen zur Bodenverbesserung (Düngung). Die Luzerne und Esparsetten schlug er für den Anbau im Jahr der „Brache“ zur Bodenverbesserung vor. Gleichzeitig diente die Pflanze als Futter fürs Vieh. Mastochsen aus Kupferzell wurden bis nach Paris verkauft (Boef de Hohenlohe).
06 / 07 Kartoffel
J. F. Mayer baute wohl als Erster die Kartoffel in Kupferzell an. Die meisten Kupferzeller Bauern misstrauten der neumodischen Pflanze zuerst, ja sie rissen sie dem Pfarrer sogar heraus, um die Knollenbildung nachzuprüfen. Keiner wollte die Pflanze zunächst anbauen. Erst als Mayer Rezepte zur Verarbeitung brachte, stieg das Interesse.
Wahrscheinlich war es ein in einer Sitzung des Kirchengemeiderates aufgetischter „Kartoffel-Blootz“ (Kartoffelkuchen/-torte), der den Geschmack der Kupferzeller traf und der Knolle zu Ansehen verhalf. Auch die Empfehlung aus der Kartoffel Schnaps herzustellen überzeugte die Hohenloher.
Zum Kartoffelanbau in Süddeutschland: Prof. Philipp Adam Ulrich (1692-1748) hat in Würzburg gewirkt und in Mainfranken die Kartoffeln lange vor Mayer eingeführt.
08 Stallhaltung
Pfarrer Mayer empfahl die Stallhaltung des Viehs und gab Empfehlungen zur Architektur von Bauernhäusern, die an vielen Orten Hohenlohes verwirklicht wurden. In diesen Häusern waren Stallung und Wohnung unter einem Dach. Die Schlafstube des Bauern war über dem Stall („Der Stall wärmet die Stube.“ Die Unruhe des Viehs ist zu hören). Wegen der Brandgefahr war die Scheune vom Wohnhaus abgerückt.
09 „Lob“
So lobt ein Hohenloher. Dieses Verhalten ist geschichtlich nicht belegt und passt eher in die Jetzt-Zeit.
10 Schulgarten
Dem Verfasser ist nicht bekannt, ob J. F. Mayer ein Hofratsgarten besaß. Sicher ist, dass sich der fortschrittliche Pfarrer für die Bildung einsetzte und dass er seit dem 17. Dezember 1997 Namenspatron der Kupferzeller Grund- und Gemeinschaftsschule ist.
11 „Werbespaß“
Wenn der Bauernpfarrer seinen Mitbürgern diesen Rat gegeben hätte, wäre der Umsatz der Schuhhandelskette gleichen Namens in Hohenlohe sprunghaft angestiegen. Doch die Handelskette gab es noch nicht.
12 „Aussichten“
Das Cartoon weist auf die einst von J. F. Mayer empfohlene Stallhaltung des Viehs und das Sammeln von Gülle hin.
Hinweis: Die Zeichnungen fertigte Rudolf Kammerer im Jahr 1997 im Zusammenhang der Erinnerung des Todestages von J. F. Mayer. Die Verwendung der Bilder ist ausschließlich nur mit Genehmigung des Künstlers gestattet. |